Laut aktuellen Daten-Auswertungen wird derzeit ein alarmierender Anstieg von Klagen aufgrund von Flugverspätungen in Deutschland verzeichnet. Immer mehr Gerichte haben damit zu kämpfen, mit der Flut von eingehenden Klagen, die auf dem Verweigerungsverhalten der Airlines basieren, Schritt zu halten.
Die Pandemie hat die Luftfahrtbranche schwer getroffen, und trotz erster Anzeichen einer Erholung sind Flugverspätungen zum Alltag vieler Flugreisender geworden. Die Anzahl von Fluggästen, die aufgrund von Verspätungen und Annullierungen Entschädigungen einfordern, ist gerade nach dem Chaos-Flugsommer 2022 mit einer Rekordzahl an Stornierungen an deutschen Flughäfen rasant gestiegen. Nun stehen immer mehr Amtsgerichte vor einem Problem, da die Anzahl der Klagen die personellen Ressourcen der Gerichte übersteigt. Dies führt zu einer langen Verfahrensdauer, in der die ohnehin bereits benachteiligten Fluggäste oder die für sie klagenden Fluggastrechtsportale unnötig hingehalten werden.
Hier ist nun einerseits die Politik gefordert, die Amtsgerichte durch Personal und technisches Equipment aufzurüsten, um die Klagewellen schneller zu bewältigen.
Der Anstieg der Klagen verdeutlicht aber auch die Notwendigkeit, die Fluggesellschaften zur Rechenschaft zu ziehen und sicherzustellen, dass Passagiere fair behandelt werden. Fluggäste sollten in der Lage sein, ihre Reisen ohne Unannehmlichkeiten zu genießen. Die Airlines sind nun aufgefordert, die nötigen Schritte zu unternehmen, um dieses Versprechen zu erfüllen und einen zuverlässigeren sowie kundenorientierteren Service zu gewährleisten.
Oskar de Felice, Chief Legal Officer und Fluggastrechtsexperte bei Flightright, sagt:
„Prinzipiell unterstützen wir die Forderung des Richterbundes, Amtsgerichte technisch aufzurüsten und personell zu verstärken, um Klagewellen besser zu bewältigen und Verbrauchern schneller helfen zu können. Jedoch sollten solche Hilfsmittel mit Augenmaß eingesetzt werden. Bevor man künstliche Intelligenz mit all ihren Risiken einsetzt, gibt es aus unserer Sicht eine Vielzahl weiterer, eher klassischer Digitalisierungsmaßnahmen, die einen großen Unterschied machen können. Es darf nicht passieren, dass aufgrund aktuell bestehender personeller Probleme die Unabhängigkeit der Richter:innen auf lange Sicht auf der Strecke bleibt. In jedem Fall appellieren wir hier auch ganz klar an die Fluggesellschaften, ihren Teil dazu beizutragen, die Klagewellen gar nicht erst durch die Verweigerung der Entschädigungszahlungen aufkommen zu lassen. Die steigenden Klagen zeigen, dass Reisende nicht mehr bereit sind, Flugverspätungen und Unannehmlichkeiten widerstandslos hinzunehmen. Die Flugbranche sollte dies als Ansporn sehen, um Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit in den Vordergrund ihrer Bemühungen zu stellen. Im Falle berechtigter Entschädigungsforderungen sollten Airlines fortan nicht länger auf Verzögerungstaktiken zurückgreifen, sondern Fluggästen die ihnen zustehende Entschädigung problemlos zahlen, um gerichtliche Verfahren gar nicht erst aufkommen zu lassen.”
Während Flugverspätungen und -stornierungen zum Teil auch auf außergewöhnliche Umstände zurückzuführen sind, liegt es in der Verantwortung der Fluggesellschaften, ihren Fluggästen einen angemessenen Kundenservice zu bieten und die geltenden Fluggastrechte zu respektieren. Fluggäste sollten sich ihrer Rechte bewusst sein und bei Flugverspätungen oder -stornierungen von ihrem Recht auf Entschädigungsforderung Gebrauch machen.
Wissen, was Recht ist: Nach EU-Recht steht Passagier:innen eine Entschädigung zwischen 250 und 600 Euro zu, wenn sie mehr als drei Stunden verspätet an ihrem Reiseziel ankommen oder ihr Flug weniger als 14 Tage vor Abflug gestrichen wurde.
Oskar de Felice ergänzt: „Die Höhe der Entschädigung ist unabhängig vom Ticketpreis und basiert auf der Fluggastrechteverordnung. Durch die Geltendmachung entstehen Passagier:innen keinerlei Nachteile. Leider wissen viele Passagier:innen noch immer nichts von ihrem Recht auf Entschädigung. Genau hier setzt Flightright an: Wir machen Verbraucher:innen auf ihr gutes Recht aufmerksam, setzen die Zahlungen für unsere Kund:innen durch – und ziehen dafür notfalls auch bis vor den Europäischen Gerichtshof.“